Seite 334: Running In The Rain
Hallo und guten Morgen. Bitte entschuldigt, dass es gestern kein Update gab. Ich hab einen Tag Pause gemacht, weil gestern ein wichtiger Tag für mich und meine Familie war. Wir haben meinen Vater beerdigen müssen. Ich weiss eigentlich gar nicht, ob so etwas hier hin gehört. Aber dann denke ich an meinen Vater und wie sehr er mich beeinflusst hat, und dass dies hier ein autobiographischer Comic ist. Mein Vater war ein guter Mann, und hat alles dafür getan, mir eine gute und sichere Kindheit zu bescheren. Neben all den unendlichen vielen Dingen, die ich von ihm gelernt habe, habe ich durch ihn auch den Jazz kennengelernt. Ganz ehrlich, ich weiss nicht, ob es dieses Buch geben würde, wenn mein Vater ein Polka-Fan gewesen wäre. Sicherlich war er eher ein „Trad“ als ein „Mod“, aber die Stimmen von Louis Armstrong und Ella Fitzgerald haben doch schon früh die Liebe für die schwarze Musik entfacht. Irgendwann hat mich mein Vater auch zu einem Lionel Hampton Konzert mitgenommen, und hat damit grossen Weitblick gezeigt. Dieses Konzert in der Kölner Philharmonie hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich mich mein ganzes Leben daran erinnern werde. Ich könnte noch seitenweise Geschichten über meinen Vater schreiben.
Die letzten Wochen waren hart, ein ständiges Hin und Her zwischen seinem Krankenbett, meiner Familie und dem Endspurt an meinem Buch. Aber es neben all dem Stress hat es immerhin gut getan, an etwas persönlichem zu arbeiten, etwas dass ihm auch gefallen würde.
Gestern haben wir uns endgültig von ihm verabschieden müssen. Und neben all dem Schmerz, dass er nun nicht mehr ist, tut es mir ausserdem weh, dass ich ihm nun im Herbst nicht mehr mein Buch in die Hände drucken kann, und wir danach zusammen sitzen und über früher reden können. Und dabei wäre ich viel mehr an seinen Geschichten interessiert gewesen, er hat nämlich als Kriegsgeneration so einiges zu erzählen gehabt. Dem Knirschen unter den Schuhen nach der Kristallnacht, dem Hin und Her der Kinderlandverschickungen, dem kaputt gebombten Düsseldorf, den Brüdern an der Front, und dem Verlust von lieben Vertrauten. Von der Nachkriegszeit in Düsseldorfs Milchbars, wie er nach einem Duke Ellington Konzert mit seinen Freunden wie irre durch die Strassen gesprungen ist. Und seiner Zeit in England, wo er in Tanzclubs rumgehangen hat, und die Teddie Boys begutachtet hat.
Ich merke, dass hier schon fast ein neues Buch entsteht.
Es ist schon seltsam, die heutige Seite habe ich etwa zwei Jahren gezeichnet, damals war gerade ein guter Freund von mir gestorben. Meine damals vierjährige Tochter hat die Seite gesehen und war sehr beeindruckt von der Traurigkeit, die aus ihr spricht, obwohl der Tod des Freundes ja eigentlich nichts mit der Geschichte zu tun hat. Dass sie ausgerechnet jetzt wieder an der Reihe ist, gehört wohl zu diesen Momenten, die man nicht erklären kann.
ja, mann, den weg gehen wir alle mal… scheint ein guter typ gewesen zu sein, erinnert mich an meinen dad. die seite ist dir echt gut gelungen, mochte sie, bevor ich deinen text gelesen habe und sah die traurigkeit darin. kopf hoch, keep on rollin…
es gibt wohl kaum traurigeres als einen leeren Bahnhof – außer es stirbt ein Nahestehender.
Und Dein Dad scheint ein cooler Typ gewesen zu sein. Meiner ist auch sehr ok, aber zu Jazz-Konzerten hat er mich nicht mitgenommen.
Mein Beileid!
Lieber Tobi, Deine Bilder und Worte heute haben mich sehr bewegt und lassen auch bei mir einige dunkle und traurige Erinnerungen wach werden. Ich kann mich sehr gut an ähnliche Momente in meinem Leben erinnern. Es ist traurig, aber auch irgendwie schön an solche Tage, Ereignisse und Menschen zurückzudenken.
Liebe Grüße, Hennich
Lieber Tobi!
Mein herzliches Beileid.
Ich weiß leider, wie es ist, den Vater zu verabschieden und – leider ist der Kelch nicht an mir vorbei gegangen – zu beerdigen.
Passend Dein Bild.
Alles Liebe und Gute, vorallem viel Kraft
Bei Euch,
Stefan
Lieber Tobi,
deine Zeichnungen verdeutlichen die Grenzen unsere Vorstellungskraft.
Hat es einen Sinn, sich von einem geliebten Menschen verabschieden zu müssen?
Die Antwort auf diese Frage wird mir beim lesen deiner Zeilen bewusst.
Alles was deinem Vater wichtig war, hat er längst an Dich weitergegeben.
Insbesondere die Fähigkeit, gut zu sein.
Lieber Tobi,
der Schmerz wird nie besser, man denkt nur irgendwann nicht mehr ständig dran. Ich wünsche Dir die Kraft damit umzugehen.
Gruß
Dein Fan Daniel.
Dank Dir, Daniel.
Dank Dir sehr Dominik. Tut mir gut.
Dank Dir, Frank.
Dank Dir.
Dank Dir, Hennich.
Dank Dir, Eff.